
Merck KGaA senkt Prognose
Als Reaktion auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hat die Merck KGaA die Umsatzprognose ihrer Life-Sciences-Sparte für das laufende Jahr um 300-400 Mio. Euro gesenkt.
Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Preissenkungen von bis zu 80% auf Pharmazeutika hat die Merck KGaA ihre Umsatzprognose für das laufende Jahr um 300 Mio. Euro gesenkt. Statt zwischen 9,1 und 9,8 Mrd. Euro soll der Unternehmensumsatz des Life-Sciences-Geschäftsbereich der Darmstädter nun nur noch zwischen 8,8 Mrd. Euro und 9,4 Mrd. Euro liegen.
Als Erklärung nannte das Unternehmen „aktuelle Unsicherheiten im Zusammenhang mit Zöllen“. Zwar lässt Trump seine Zollandrohung, die Einfuhren von Mercks Life-Sciences-Verbrauchsmaterialien sowie die Erbringung von F&E- oder CDMO-Dienstleistungen betreffen würden, bis Mitte Juli ruhen. Doch rechnet man wohl auch mit Auswirkungen auf die Bestellungen aus der Biopharma-Industrie von Trumps Ankündigung, die Pharmapreise in den USA drastisch senken zu wollen und die Schwächung der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA. Diese machte 44% ihres globalen Umsatzes in den USA, 27% in Europa und 7% in China.
„Als Reaktion auf das herausfordernde globale Umfeld haben wir unsere Prognose leicht angepasst, bleiben aber weiterhin zuversichtlich, dass wir gut aufgestellt sind, um ein nachhaltiges Wachstum für 2025 und darüber hinaus zu erreichen“, sagte Merck-CEO Belén Garijo.
Abgesehen von den Umsätzen mit Verbrauchsmaterialien hat auch die Auftragsforschung im ersten Quartal gelitten, wobei Merck den Rückgang auf „politische Änderungen in den USA zurückführt, die sich auf die Ausgaben von akademischen und staatlichen Labors in den USA auswirken“. Zum Beispiel hatte US-Präsident Trump das Budget des weltweit größten Forschungsförderers in diesem Jahr um fast die Hälfte gekürzt: Vergaben die National Institutes of Health (NIH) 2024 noch 47 Mrd. US-Dollar an Fördergeldern – davon rund 80% an Kooperationspartner von US-Forschern in anderen Ländern – so beträgt das Budget in diesem Jahr nur noch 27 Mrd. US-Dollar.
Neben der Merck KGaA reagieren Pharmaverbände und große Pharmaunternehmen auf die Zollbedrohung ihres Geschäftes. Kritik an Trumps Handelpolitik und deren Folgen gab es von Seiten Eli Lillys, Bristol Myers Squibbs, Roches und von Johnson & Johnson.
Die Merck KGaA hatte drohende Handelszölle auf Produkte ihrer Life-Sciences-Sparte bereits als Aufschlag auf Life-Science-Bestellungen für Kunden in China eingepreist, aber als Reaktion auf einen US-amerikanisch-chinesischen Dialog in Sachen Handelspolitik in der vergangenen Woche wieder ausgesetzt.
Neben dem Ausblick auf die Umsätze ihrer Life-Sciences-Sparte revidierte die Merck KGaA auch ihre Gesamtprognose auf eine Spanne von 20,9 Mrd. Euro bis 22,4 Mrd. Euro. Zuvor war das Unternehmen davon ausgegangen, im Jahr 2025 einen Gesamtumsatz zwischen 21,5 Mrd. Euro und 22,9 Mrd. Euro zu erwirtschaften.
In den ersten drei Monaten des Jahres war der Gesamtumsatz der Darmstädter im Vergleich zum Vorjahresquartal 2024 um 2,5% auf 5,3 Mrd. Euro gestiegen. Der Gesundheitssektor des Unternehmens steigerte seinen Umsatz um 3,4 % auf 2,1 Mrd. Euro, vor allem durch Zuwächse bei Arzneien für Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und endokrinologische Krankheiten.
Bei der Vorstellung der Quartalszahlen berichtete Merck über die geplante 3,9 Mrd. US-Dollar-Übernahme des Pfizer-Spin outs SpringWorks Therapeutics Inc. Das auf Krebs spezialisierte US-Unternehmen hatte unlängst die Marktzulassung für das Medikament Gomekli (Mirdametinib) zur Behandlung der seltenen Erbkrankheit Typ-1-Neurofibromatose (NF1) von der FDA erhalten.